Inselbrief - Oktober 2013 - Wann brauche ich welches Coaching? - Casa Corazon

Nur wenn Mentaltraining und Prozessarbeit im Einklang sind können wir wirklich in der Fülle leben.

Interview mit Martina Straub

Viele Menschen denken, Coaching ist etwas für Menschen mit Problemen.

Persönlichkeitscoach Martina Straub sagt hierzu: „Coaching braucht jeder Mensch, denn alle Menschen haben den Drang nach Weiterentwicklung in sich. Ein Coach arbeitet nicht wie ein Psychotherapeut mit einem kranken Menschen. Er unterstützt gesunde Menschen in seine eigenen Kraft zu kommen und motiviert diesen seine Schritte zielgerecht und erfolgreich zu gehen.“

Wann braucht ein Mensch Coaching?

„Immer dann, wenn in unserem Leben ein Stillstand einkehrt, der gewünschte Erfolg ausbleibt, wenn wir ein neues Projekt angehen wollen, oder wenn wir unser Leben als anstrengend und ungerecht empfinden. Coaching ist in erster Linie dann angesagt, wenn die Resultate im Außen anders sind, als unsere Wünsche im Innen. Dies kann sich z. B. als Unzufriedenheit in der Arbeit, Probleme in der Familie, Partnerschaft oder im Freundeskreis, zu wenig Geld oder Krankheiten, die uns unsere Lebensfreude und Motivation rauben, äußern. Oft fühlen wir uns dann gestresst, genervt oder unter Druck gesetzt. In diesem Fall ist ein Coaching sehr ratsam, da dadurch die entsprechenden Weichen im Innen gestellt werden können, damit im Außen wieder Harmonie und Ruhe einkehren können.“ erklärt die 47 jähre Leiterin des Ausbildungsinstituts Casa Corazón auf Mallorca.

Welche Art von Coaching ist dann angesagt?

„Dies ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Grundsätzlich müssen wir heute nicht mehr so in die Tiefe mit dem Coaching gehen wie noch vor einigen Jahren. Da unsere Zeit, in Bezug auf Prozessarbeit, heute viel schneller und einfacher geworden ist. Dennoch ist es in manchen Situationen nach wie vor noch sehr wichtig in die Tiefe zu gehen, während es in anderen Konstellationen wichtig ist, das Alte ruhen zu lassen und auf die leichtere mentale Ebene zu gehen. Ich möchte dies mal anhand zweier Beispiele aus meinem Klientenkreis erklären:

Ich hatte einen 25 jährigen Mann im Coaching. Er ist sehr spirituell und hat einen guten Zugang zu anderen Menschen. Er meditiert viel und konnte sich in der Vergangenheit mit seinem Wissen auch sehr viel helfen. Aus diesem Grund ist er stark davon überzeugt, dass er alles weiss, was für ihn gut und richtig ist, und bemerkt oft gar nicht, dass er sich teilweise selbst ein Bein stellt. Anfangs hat ihm das Coaching sehr viel Spass bereitet und er fand es spannend und interessant. Da sich während des Prozesses herausstellte, dass er den Kontakt zu beiden Elternteilen abgebrochen hat nachdem er mit ihnen aus dem mittleren Osten, wegen Krieg und politischer Verfolgung geflüchtet ist. Ich habe ihn auf diese Defizite hinge wiesen, habe ihm erklärt, dass diese fehlenden Wurzeln die Ursache für seine heutigen Probleme sind und ihn motiviert, diese aufzulösen. Anfangs schien dies für ihn alles einleuchtend zu sein, doch je mehr wir mit diesen Themen in die Tiefe kamen, umso mehr Ängste kamen bei ihm auf. Er sagte immer wieder, dass er keine Angst habe, denn diese habe er bereits in seinen Meditationen gelöst, und Ängste seinen nur Konstruktionen seines Egos. Allein diese Aussage zeigt deutlich, dass in ihm jede Menge Ängste vorhanden sind, die er nicht bereit ist anzuschauen. Jeder Mensch hat an bestimmten Punkten Angst und wenn jemand von sich behauptet, dass er diese nicht hat, möchte er alles dafür tun, damit er diese nicht anschauen muss. Dies ist keine Feigheit, dies ist das Muster, das der Mensch in der Vergangenheit benutzt hat, damit er überleben konnte. Hätte er sich zu einem früheren Zeitpunkt mit diesen Ängsten konfrontiert, hätte ihn dies evtl. den Verstand oder das Leben gekostet. Aus diesem Grund respektiere ich solche Aussagen und dränge die Person dann auch nicht. Ich mache sie darauf aufmerksam, aber entscheiden muss sie ganz alleine für sich.

Der junge Mann hat einige Coachingvorschläge von mir angenommen und begonnen, aber leider nicht bis zum Ende durchgeführt, sondern vor dem Abschluss und Durchbruch abgebrochen, mit der Aussage: „Dies strengt mich an, oder es tut mir nicht gut.“ Klar, dass Prozessarbeit und tiefgehendes Coaching zuerst anstrengend ist, denn wir werden mit unseren Widerständen konfrontiert. Diese lösen sich erst dann auf, wenn wir sie akzeptieren und annehmen, dann kann Heilung in unserem Inneren entstehen. Unser inneres Kind ist verletzt durch die Situationen und Schicksalschläge in der Vergangenheit und erst wenn diese geheilt sind, können wir unsere Erwachsenenrolle leben. Zuvor fallen wir immer wieder in unsere alten Kindheitsmuster zurück. Unter solchen Umständen ist Prozessarbeit notwendig, da sich hier auf der mentalen Ebene nicht wirklich etwas verändern lässt.

Dieser junge Mann, denkt immer wieder, er kann sich selbst helfen und ist darüberhinaus auch noch in der Lage anderen Menschen zu helfen. An dieser Stelle führt ihn sein Verstand immer wieder in eine Sackgasse und er erkennt erst im Nachhinein, dass er wertvolle Zeit verschenkt hat. Neulich sagte er zu mir: „Wenn ich wirklich ehrlich bin habe ich in den letzten Jahren nicht wirklich etwas verändert. Obwohl ich immer dachte, ich sei grosse Schritte nach vorne gegangen, habe ich mich nur immer wieder vom Wesentlichen ablenken lassen.“ Bei solch tiefen Verletzungen ist es ganz wichtig zu erkennen, dass man allein durch Gespräche, Meditation und Gedankenveränderung keine langfristigen Ergebnisse erzielen kann. Kurzf ristig kann auf dieser Ebene eine Änderung stattfinden, aber diese kann vom Bewusstsein alleine nicht gehalten werden. Erst wenn eine Musterkippung im Unterbewusstsein stattfindet, und diese können wir im Regelfall nicht ohne einen Coach oder einen Therapeuten erreichen, ist eine dauerhafte Veränderung möglich. Immer wenn keine Harmonie mit den Eltern, Traumata aus der Vergangenheit, Missbrauch, Krieg, Flucht oder andere Schicksalsschläge vorhanden sind, sollte mit tiefgehender Prozessarbeit gearbeitet werden.

An einem anderen Beispiel möchte ich Ihnen gerne aufzeigen, wann Mentaltraining einer Prozessarbeit vorgezogen werden sollte: Ein Coachee, 49 Jahre, hat schon sehr viel Prozessarbeit in seinem Leben gemacht. Er hat ein gutes Verhältnis zu seinen Eltern und auch viele alte Themen im Unterbewusstsein aufgelöst. Er hat erlebt, dass die Prozessarbeit sehr hilfreich für ihn ist und dass ihn das Lösen von alten Themen Erleichterung in seinem Leben bringt. Dennoch hat auch dieser Mensch immer wieder neue Herausforderungen in seinem Leben zu lösen. Der Geldfluss ist bei ihm noch nicht so, wie er es sich vorstellt, und auch seine Beziehung gibt ihm nicht die Erfüllung, die er sich wünscht. Er neigt dazu, alles mit tiefgehender Prozessarbeit lösen zu wollen und merkt gar nicht, dass er an einem Punkt steht, wo ihm diese Methoden nicht mehr wirklich weiterhelfen. Immer wieder löst er verschiedene Themen in irgendwelchen alten Leben, aber in Wirklichkeit geht es bei ihm mehr darum in diesem Leben, im Hier und Jetzt die Verantwortung für seine Handlungen zu übernehmen. Die Dinge in die Tat umzusetzen und mit der Realität in Zusammenhang zu bringen, wäre die Aufgabe. Wenn man gewisse Themen aufgearbeitet hat, ist es wichtig, Altes ruhen zu lassen und sich nach vorne auszurichten, denn das Leben findet nicht in der Vergangenheit, sondern in der Gegenwart statt. Hier ist es notwendig in die konkrete Veränderung zu gehen, neue praktische Schritte einzuleiten und diese zu trainieren. Denn wenn dies nicht getan wird, rückt auch hier wieder eine übergrosse Ich-Bezogenheit in den Vordergrund. Der Mensch bricht aus, tritt anderen Menschen auf die Fü sse, obwohl er dies nicht möchte. Er fällt in ein altes Verhaltensmuster zurück, dass von seinem Umfeld als Schwäche und Unsicherheit gesehen wird, er selbst aber nicht erkennt. Oft rechtfertigt sich dieser Mensch für sein Tun und sein Handeln, damit er selbst glauben kann, dass es richtig und gut für ihn ist.

Beide Verhaltensmuster behindern uns den Lebensfülle-Fluss anzunehmen. Aus diesem Grund ist es in unterschiedlichen Situationen unseres Lebens wichtig, mit Mentaltraining sowie mit tiefeghender Prozessarbeit an sich zu arbeiten. Es ist notwendig, dass beide Arten des Coachings ins Gleichgewicht gebracht werden, denn nur dann sind wir in der Lage, dauerhaft, gesund, erfolgreich zu sein und liebevolle Beziehungen zu uns selbst und unseren Mitmenschen zu pflegen.

Wann erkenne ich was im Moment das richtige Coaching für mich ist?

In den meisten Fällen sind wir selbst nicht in der Lage, das richtige Coaching für uns zu erkennen. Denn wie Demosthenes sagt: „Nichts ist leichter, als sich selbst zu betrügen. Weil der Mensch das, was er sich wünscht, auch für wahr hält.“ Aus diesem Grund empfehle ich jedem der sich nun von diesem Interview angesprochen fühlt oder der in einer Stillstandsphase seines Lebens steht und nicht weiss, wie sein nächster Schritt aussieht, einen Coach aufzusuchen. Lernen Sie den Coach kennen und spüren Sie, ob Sie mit ihm auf einer Wellenlänge sind und ihm vertrauen können. Seriöse Coachs bieten Ihnen in der Regel ein kurzes, kostenloses Kennenlerngespräch an. Wenn Sie sich d ann für den Coach entschieden haben, stellen Sie diese Entscheidung nicht mehr in Frage. Er ist Experte und hilft Ihnen, Sie auf Ihrem Weg wertfrei zu begleiten. Seine Ausbildung ermöglicht ihm Ihre unbewussten körpersprachlichen Signale professionell zu deuten, sodass Ihr Verstand zwar Sie, aber nicht Ihren Coach, austricksen kann. Wenn er Ihnen dann einen Vorschlag zum Coaching macht und Sie einen Widerstand in sich verspüren, laufen Sie bitte nicht weg und sagen: „Er versteht mich nicht und weiss nicht, was für mich gut ist.“ Das ist die Falle, in die Sie treten können. Lassen Sie sich auf den Vorschlag ein, denn da wo die Angst ist, ist der Weg. Der grösste Widerstand birgt immer den grössten Ertrag“, erklärt uns Martina Straub aus ihrer 15 jährigen Coachingpraxis.