Diese Statistik hat mich schockiert. Es sterben mehr Menschen durch die eigene Hand, als an HIV, Arbeits- und Verkehrsunfällen, Drogen, Mord und Todschlag zusammen.
Weitere 100.000 Menschen versuchen sich jährlich in Deutschland das Leben zu nehmen, das sind nur die offiziellen Zahlen, die Dunkelziffer ist noch viel grösser. Was ist die Ursache? Aus welchem Grund möchten so viele Menschen ihr Leben beenden. Bei einigen Menschen liegt eine psychische Erkrankung zugrunde, wie eine Psychose oder Depression. Aber nicht selten sehen Menschen mit Suchtproblemen den Suizid als letzten Ausweg. Auch krisenhafte Zuspitzungen von Stresssituationen oder Burnout treiben eigentlich gesunde Menschen häufig in den Suizid.
Systemisch gesehen ist unser stärkstes Grundbedürfnis, das Bedürfnis der Zugehörigkeit. Häufige Auslöser um dieses Bedürfnis aus dem Gleichgewicht zu bringen sind: das Verlassen werden oder der Tod von uns nahestehenden Personen, persönliches Versagen, Alleinsein und Einsamkeit, sich nicht verstanden und geliebt fühlen. Nicht selten sieht es nach außen hin so aus, als ob es der Person sehr gut geht, denn sie hat eigentlich alles wünschenswerte in ihrem Leben. Wer aber hinter die Fassaden schaut, dem wird oft ein ganz anderes Bild gezeigt.
Wie bei allem in unserem Leben ist auch der Selbstmord ein Entwicklungsprozess. Zuerst beginnt auch dieser Prozess mit einem Gedanken. Der Betroffene fühlt sich schlecht und weiss vielleicht gar nicht aus welchem Grund. Probleme häufen sich und er findet keine gute Lösung für einen zufriedenen Alltag. Die Vorstellung zu Sterben kommt ihm dabei immer wieder in den Kopf und evtl. wäre dies für ihn ein möglicher Ausweg. Bei jeder weiteren Schwierigkeit kommt ihm die Vorstellung vom Sterben von Neuem in den Sinn und es fühlt sich von Mal zu Mal leichter an. Der Betroffen kommt aus seiner Negativspirale nicht mehr raus, er empfindet keine Freude mehr am Leben und denkt fast nur noch ans Sterben. In Gedanken plant er immer wieder seinen Tod, er stellt sich die Reaktionen von „Schuldigen“ vor und freut sich, dass er ihnen mit seinem Tod etwas heimzahlen kann. Nach langer Zeit spürt er dadurch mal wieder Erleichterung und Freude. Nun braucht es nur noch wenig um den Suizid zu vollziehen.
Egal, in welchem Stadium sich ein Mensch befindet und wie aussichtslos seine Lage auch sein mag, die Situation kann immer umgekehrt werden!!! Ein liebevolles Wort, ein gutes Gespräch, ein lösungsorientiertes Coaching oder eine tiefgehende Prozessarbeit sind fast immer der Schlüssel zum Erfolg.
Jeder Mensch kann Suizide verhindern, wenn die Hinweise und Notsignale, die gefährdete Menschen von sich geben, gesehen und verstanden werden. Wichtig ist dafür, dass wir mit offenen Augen durch die Welt gehen, uns mit anderen Menschen beschäftigen und nicht nur mit uns selbst.
Wann hast Du das letze Mal einem fremden Menschen ein Lächeln geschenkt? Nimmst Du Dir die Zeit mit einem Freund einen Kaffee oder ein Glas Wein zu trinken? Telefonierst Du immer mal wieder mit Menschen, die Dir am Herzen liegen? Wann hast Du zum letzten Mal eine Postkarte verschickt? Einfach so, ohne Grund, nur weil der Mensch Dir wichtig ist?
Wer sich in einer Abwärtsspirale befindet, schafft es nur selten, diese mit eigener Kraft wieder zu verlassen. Der Mangel an Liebe eines Betroffenen ist so gross, dass er auf fremde Hilfe und Liebe angewiesen ist. Aus diesem Grund reichen bereits Kleinigkeiten aus, um einen Suizid zu verhindern. Alles, was eine emotionale Beziehung stärkt, kann einen Gefährdeten schützen. Eine Nachricht, ein Telefonat oder ein kurzes Gespräch berühren betroffene Menschen sehr, da sie die Liebe wahrnehmen, die ihnen so sehr fehlt. Was für einen nicht betroffenen Menschen eine Banalität darstellt, ist für den Leidtragenden häufig ein sehr grosses Geschenk. Die einfachsten Dinge der Nächstenliebe können sein Lebensfeuer wieder entfachen.
Lebensmüde Menschen findet man in allen Gesellschaftsschichten und in allen Altersgruppen. Leider ist der Suizid auch heute immer noch ein Tabuthema und eine Sünde, die am liebsten todgeschwiegen wird. Begegne betroffenen Personen mit Barmherzigkeit, anstatt sie für ihre Schwächen zu verurteilen. Wenn Du ehrlich zu Dir selbst bist, hast Du auch eine Schwächen für die Du auch nicht verurteilt werden willst.
Solltest Du Dich von diesem Artikel angesprochen fühlen, da Du öfter schon mal den Gedanken an Selbstmord hattest, dann zögere nicht, rufe mich an! Mein Team und ich helfen Dir gerne mit einem Gespräch oder Coaching weiter. Alle Gespräche werden vertraulich behandelt, Du brauchst keine Angst haben, dass jemand in Deinem Umfeld von unserem Gespräch erfährt und Du brauchst Dich auch nicht zu schämen, denn alles bleibt unter uns.
Auch, wenn Du glaubst, dass wir Dir nicht helfen können, einen Versuch ist es wert, meinst Du nicht? Wenn Du Dich lieber umbringen möchtest, anstatt mit uns zu sprechen, ist dies Deine Entscheidung, aber melde Dich zuerst, Du kannst es nach unserem Gespräch immer noch tun. Du hast nichts zu verlieren, aber vielleicht eventuell doch noch etwas zu gewinnen.
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