Inselbrief Januar 2015 - Streit & Freundschaft - Casa Corazon
Letzte Woche war ich mit meiner Freundin Anke auf einem Wochenendtrip in Berlin. Es war wunderbar. Wir haben unsere gemeinsame Zeit genossen, indem wir lange und ausführliche Gespräche geführt haben, gemeinsam shoppen waren, viel gelacht, eine Veranstaltung der Berliner Fashion Week besucht haben…Wir beide kennen uns schon eine lange Zeit und wenn man gemeinsam etwas unternimmt, weg aus den alltäglichen Situationen, macht es Spass und man fühlt sich gleich jünger. Die Energie der alten Zeiten breitet sich aus, obwohl man nicht darüber spricht. Die Freundschaft bekommt wieder eine tiefere Verbindung und der Tapetenwechsel tut einem selbst und auch den zu Hause gebliebenen gut.

Haben Sie auch so eine langjährige Freundschaft? Dann los! Gönnen Sie sich etwas Besonderes und Sie werden sehen, wie viel Energie dadurch in Ihren Alltag kommt. Nutzen Sie den Jungbrunnen der Zeit 🙂

Streit & Freundschaft
Immer wieder kommt es vor, dass wir mit anderen Menschen streiten und uns gegenseitig verletzen. Aus welchem Grund tun wir das? Und warum machen wir uns dadurch das Leben meist selbst nur schwer?Jedes Mal, wenn wir einen anderen verletzen, verletzen wir uns auch selbst. Die Streitigkeiten hängen uns manchmal noch tagelang nach und wir fühlen uns nicht wohl in unserer Haut.

Jeder Mensch hat verschiedene Persönlichkeitsaspekte, den Erwachsenen und das Kind. Wenn beide Teile in Kontakt miteinander stehen und zusammenarbeiten, entsteht das Gefühl der Ganzheit. Wenn dies nicht der Fall ist, ist das innere Kind verletzt oder unreif und es entsteht das Gefühl von Konflikt, Alleinsein oder Leere.

Das innere Kind erlebt das ganze Spektrum intensiver Gefühle. Freude, Leid, Glück, Schmerz und Traurigkeit. Lehnt der innere Erwachsene diese Gefühle und Bedürfnisse ab um sich davor zu schützen, dann ist er nicht in der Lage, Verantwortung für sich und sein Handeln zu übernehmen. Er trennt sich durch verschiedene Formen wie z. B. Selbstanklage, Vernachlässigung oder Bequemlichkeit von seinen inneren Bedürfnissen. So fühlt sich sein inneres Kind ungeliebt, verlassen und unwichtig. Das Gefühl des Alleinseins ist das schmerzhafteste Gefühl, das ein Mensch erleben kann. Es verursacht tiefe Qual, sodass alle Menschen danach streben, sich vor diesem Gefühl zu schützen. Wer als Kind von seinen Eltern abgelehnt, getadelt, misshandelt oder verlassen wurde, schneidet sich häufig als Erwachsener von diesen negativen Gefühlen ab, damit er diese nicht nochmals erleben muss.

Diese Menschen haben ständig Angst, unrecht zu haben, weil sie glauben, die Reaktion darauf ist Ablehnung. Deshalb kämpfen sie immer darum, Recht zu haben. Sie werden süchtig nach Vorschriften und Regeln und streben danach, perfekt zu sein.

Doch was hat das Ganze mit Streit und Freundschaft zu tun? Wer von seinem inneren Kind getrennt ist und seine alten Verletzungen nicht anerkennt und annimmt, damit sie heilen können, sucht nach Anerkennung beim Anderen. Er übergibt den Anderen die Verantwortung für sein Befinden und seine Gefühle. Wenn der innere Erwachsene die Verantwortung abgegeben hat, dann ist das Kind, weil es von Anderen abhängig ist, gezwungen, bei Anderen nach einer Definition seiner selbst und seines Wertes zu suchen. Wer Anderen erlaubt hat, seinen Wert zu definieren, muss versuchen, zu kontrollieren, was der Andere von ihm denkt. Das ganze Kontrollverhalten, die Wut, die Vorwürfe, die Anklagen, das Schmollen, die Moralpredigten, die Rechtfertigungsversuche, das Umsorgen, die Anpassungsbereitschaft, die Verleugnungen, alles basiert auf der Überzeug, das kontrollieren zu können, was Andere über einen denken, wie sie einen behandeln und definieren. Hier belügt sich der Mensch selbst, denn der Wert und die Selbstachtung werden nie von Anderen verliehen.

Das Selbstwertgefühlt und die Selbstachtung werden durch die Liebe des inneren Erwachsenen zum eigenen inneren Kind erschaffen!!!

Vielen Menschen wurde in der Kindheit systematisch beigebracht zu glauben, dass sie für die Gefühle der anderen und die anderen für ihre Gefühle verantwortlich seinen. Sätze wie z. B. „Hör auf damit, sonst werde ich wütend.“ oder „Du machst mich ganz unglücklich!“ standen an der Tagesordnung. Als wären Menschen Marionetten, bei denen das Fäden ziehen bewirkt, dass die Puppen sich in einer bestimmten Weise fühlen und verhalten. Als Folge dieser Botschaften haben die Menschen sich die Überzeugungen zu eigen gemacht, dass sie andere Menschen glücklich oder unglücklich machen und dass sie für das Glück der Anderen verantwortlich sind und umgekehrt. Somit sind beide Seiten voneinander abhängig und tragen die Verantwortung für Andere. Trägt ein Mensch die Verantwortung für Andere, ist er nicht mehr in der Lage seine Eigenverantwortung zu tragen, denn dies ist viel zu viel für ihn. D. h. wenn jeder für sich selbst sorgt, ist für alle gesorgt.

Menschen mit diesen Verhaltensmustern lassen sich in zwei Kategorien einordnen: Nehmende und Umsorgende:

Die Nehmenden sind nur bereit für sich selbst zu sorgen, wenn keine andere Person in der Nähe ist, die das für sie tun könnte. Ihre unbewusste Hauptabsicht ist es, Liebe, Bestätigung und Fürsorge von Anderen zu bekommen, in der Überzeugung, dass sie sich erst dann wirklich wohl fühlen, wenn sie diese dauerhaft erhalten.

Die Umsorgenden verlieren den Kontakt und die Liebe zu sich selbst, wenn Andere da sind, weil sie glauben, sie seinen verpflichtet, Anderen zu geben, was diese sich wünschen, auch wenn es nicht das ist, was sie sich selbst wünschen. Sie glauben, sie sind verantwortlich für die Gefühle der Anderen und fürchten, dass sie nicht geliebt werden, wenn sie dies nicht tun.

Beide Menschentypen brauchen die Liebe des Anderen und seine Anerkennung, um sich gut zu fühlen. Und beide geben dem Anderen die Schuld für die eigenen schlechten Gefühle. Beide versuchen, den Anderen offen oder verdeckt zu kontrollieren, um die Liebe und die Bestätigung zu bekommen, die sie sich wünschen. Beide versuchen, den Anderen durch Gereiztheit oder Nettigkeit und offene und oder verdeckte Strategien zu kontrollieren, um die eigenen Wünsche erfüllt zu bekommen. Die Beziehung ist von Machtspielen beherrscht und diese können nur durch Anpassungsbreitschaft aufgelöst werden.

Erst, wenn jeder der beiden Parteien die Verantwortung für seine guten und schlechten Gefühle übernimmt, einen liebevollen Kontakt zu seinem inneren Kind aufbaut und beginnt sich selbst zu lieben, wird er frei und unabhängig. Und erst dann, ist er in der Lage, einen Anderen wirklich zu lieben. Wahre Liebe will den Anderen wahrnehmen, kennenlernen und ihn in seinem Wachstum und Glück unterstützen. Wer sich nicht selbst liebt, fühlt sich durch das Wachstum des Anderen bedroht und versucht ihn klein zu machen, zu verletzen und zu kontrollieren.

Nutzen Sie jetzt die Chance mit Ihrem inneren Kind Kontakt aufzunehmen, nehmen Sie Ihre wahren, inneren Bedürfnisse wahr und lassen Sie Ihren Schmerz und Ihre Freude auf tiefster Ebene zu. Laufen Sie nicht weg vor diesen Gefühlen, sondern nehmen Sie diese an, auch wenn sie Angst davor haben. Denn nur durch die Annahme der Schattenseiten kann Heilung, Freiheit und Unabhängigkeit entstehen.

Wenn Sie nicht wissen, wo Sie stehen, dann schauen Sie doch mal wie viele alte Freundschaften aus der Jugendzeit Sie noch haben? Und wie intensiv sind diese? Sind die Treffen, Gespräche oder Telefonate harmonisch oder nervt Sie der Andere und Sie haben immer wieder Streit? Werden Sie von Ihnen beiden noch regelmäßig gepflegt oder ist in der Zwischenzeit aus welchen Gründen auch immer, Funkstille eingekehrt?

Wenn Sie ein bis zwei langjährige Freunde haben, mit denen Sie immer wieder Kontakt pflegen und auch nach einer längeren Pause, das Gefühl haben, das es wie gestern ist, Sie sich selten streiten und der Andere Sie auch nur selten nervt, dann sind Sie schon sehr weit in Ihrer Entwicklung vorangeschritten.
Herzlichen Glückwunsch!