Inselbrief - August 2014 - Umgang mit anderen und mit mir selbst - Casa Corazon

Viele Menschen glauben, ihre Aufgabe besteht darin, andere Menschen von ihrem Leiden zu befreien. Doch wer anderen ungefragt ihre Leiden abnimmt, nimmt nicht nur das Leid auf sich, sondern dem anderen und sich selbst, die Chance zu wachsen.

Ein Kind, das hinfällt, muss wieder aufstehen. Wenn es immer aufgehoben wird, kann es das Aufstehen nie selbst erlernen. Es wird abhängig von der Hilfe anderer, bleibt unselbstständig und ist unglücklich.

Wer den Mut hat, andere Menschen fallen zu lassen, sie liegen zu lassen, wenn sie jammern und klagen, der hilft diesen Menschen wirklich. Denn dadurch müssen sie sich für sich selbst einsetzen und für sich kämpfen, denn der Retter ist nicht mehr da!

Viele fallengelassene Menschen werden böse, wütend und greifen ihr Gegenüber an, weil sie sich von ihm im Stich gelassen fühlen. Dies Auszuhalten, ist nicht einfach. Es erfordert Größe, nicht zu helfen und der oder die Böse zu sein. Jetzt heisst es, nicht ins Zweifeln zu geraten und umzukippen, denn nur dann ist Wachstum für beide Seiten möglich.

Wer dieser Aufgabe nicht gewachsen ist, sollte sich fragen: Was bringt es mir, dass ich dem anderen jetzt helfe? Ist es Sicherheit, Dankbarkeit, Anerkennung, Stolz oder vielleicht auch Ablenkung von meinen eigenen Themen? Kann ich es aushalten, dass ich im Moment abgelehnt und beschimpft werde oder muss ich gleich wieder einlenken um Ruhe und Frieden zu finden?

Oft folgt darauf eine Phase der Hilflosigkeit, aus der dann die Kraft zur Lebensveränderung wächst, denn nur so können sich beide Seiten aus der Abhängigkeit befreien.

Wenn dagegen jedoch ein Mensch das Tal der Jammerer verlassen hat und ernsthaft nach neuen Wegen sucht und dabei um Hilfe bittet, dann sei für ihn da!!! Unterstütze ihn bei seinem neuen Vorhaben!!! Denn dann hat er eine echte Chance, sein Leben, Dein Leben und die gesamte Welt ein Stück schöner und lebenswerter zu machen!!!